Auto ins Ausland verkaufen – was du beachten musst
Wenn du ein Auto privat verkaufen willst, gehst du immer nach dem gleichen Schema vor: Fahrzeug vorbereiten, Käufer finden, Verkauf abwickeln. Der große Unterschied, wenn du dein Auto ins Ausland verkaufen willst, sind die rechtlichen Bedingungen deines Ziellandes. Diese musst du vorab prüfen. Eines gleich vorweg: Innerhalb der EU ist alles viel leichter als außerhalb.
Warum Autobesitzer ihr Auto ins Ausland verkaufen
Wenn jemand sich entschließt, sein Auto außerhalb Deutschlands zu verkaufen, können verschiedene Gründe dahinterstecken. Hier die wichtigsten:
- Besserer Preis: In manchen Regionen sind bestimmte Modelle stärker gefragt als bei uns. Die Verkäufer erzielen dann oft einen höheren Verkaufserlös.
- Weniger Vorschriften: Die gesetzlichen Regelungen für Abgase und Umweltauflagen sind hierzulande eher streng. Gerade Besitzer älterer Dieselfahrzeuge verkaufen dann gern in Länder mit lockereren Vorschriften.
- Geländetaugliches Fahrzeug: Geländefahrzeuge und kernige SUVs verkaufen sich besonders gut in Regionen mit weniger stark ausgebautem Straßennetz und rauem Gelände.
- Konkurrenz: Für bestimmte Fahrzeugtypen ist der Markt in Deutschland einfach gesättigt. Anderswo gibt es zum Teil weniger Wettbewerb, sodass in Deutschland ungeliebte Modelle dort noch Abnehmer finden.
- Geringere Ansprüche: Viele Besitzer eines alten Autos mit vielen gefahrenen Kilometern oder Unfallschäden wissen, dass die Ansprüche von Käufern an den Fahrzeugzustand andernorts oft geringer sind als in Deutschland.
- Steuervorteile: Beim Verkauf innerhalb der EU fällt keine Mehrwertsteuer an. Beim Export außerhalb kann sie immerhin zurückerstattet werden. Auch das kann ein Beweggrund für den Verkauf ins Ausland sein.
Abzuraten ist von einem Auslandsverkauf, wenn dein Auto erst ein Jahr alt oder sogar noch jünger ist. Für Neu- und Jahreswagen bekommst du in Deutschland in der Regel mehr Geld als außerhalb.
Verkauf ins Ausland oder Inland – die Unterschiede
Der Verkauf ins Ausland ist komplexer und mit mehr Aufwand verbunden, kann aber manchmal lukrativer sein. Wir haben dir die wichtigsten Unterschiede zwischen In- und Auslandsverkauf aufgelistet:
Auto im Inland verkaufen
- Hier kannst du den Markt leicht überblicken.
- Die Nachfrage ist von Sylt bis zum Allgäu mehr oder weniger gleich.
- Du kennst die Vorschriften im eigenen Land – oder kannst dich schnell schlau machen.
- Es kostet dich wenig: Fahrzeugvorbereitung, Verkaufsanzeigen – das war’s.
- Die Verkaufsabwicklung geht recht einfach.
- Die Zahlung läuft in den allermeisten Fällen unkompliziert ab.
- Du weißt mehr oder weniger, was Käufer vom Zustand eines Wagens erwarten.
Auto ins Ausland verkaufen
- Die Nachfrage kann von Land zu Land anders sein. Bestimmte Modelle, die in Deutschland Ladenhüter sind, gehen im Ausland oft besser weg.
- Du musst dich über Steuer- und Zollbestimmungen informieren, die in jedem Land anders sein können. Das betrifft auch die Dokumente, die du brauchst.
- Häufig gibt es Zusatzkosten, zum Beispiel für Zoll, Versicherungen und Transport.
- Die Abwicklung erfordert logistischen Aufwand und Organisation.
- Gerade bei anderen Währungen kann die Bezahlung viel komplizierter ablaufen.
- Die Ansprüche an den Zustand eines Gebrauchtwagens können von Land zu Land stark variieren.
Auto ins EU-Ausland verkaufen
Ein Auto innerhalb der EU zu verkaufen, ist fast so leicht wie innerhalb Deutschlands – und du hast derzeit immerhin 26 Länder zur Auswahl. Zunächst einmal musst du dein Auto nicht verzollen. Der Warenverkehr innerhalb der EU ist frei. Nur, wenn dein Fahrzeug mehr als 1.000 Euro wert ist, musst du es beim Zoll – mündlich – anmelden.
Und last but not least: Wenn du einen Gebrauchtwagen verkaufst, musst du keine Mehrwertsteuer abführen. Ein Auto gilt als Gebrauchtwagen, wenn es mindestens sechs Monate zugelassen ist und/oder mindestens 6.000 Kilometer auf dem Zähler hat.
Spezialfall Polen
Polen ist ein besonders beliebtes Land für deutsche Autoverkäufer. Im Grunde ist der Verkauf dorthin unkompliziert, da Polen zur EU gehört. Das bedeutet erst mal, dass du – wenn der Kaufpreis mehr als 1.000 Euro beträgt – den Zoll darüber informieren musst.
Auch wenn für dich keine Mehrwertsteuer anfällt, solltest du den Käufer fairerweise darauf hinweisen, dass er in Polen die dort üblichen Steuern und Gebühren entrichten muss. Beachte, dass der Transport deines Autos nach Polen komplizierter sein kann als in andere EU-Länder. Recherchiere daher frühzeitig einen verlässlichen Spediteur und mögliche Kosten.
Informiere dich zudem über die bürokratischen Formalitäten in Polen, vor allem, wenn du ein Auto mit Schaden verkaufen willst. Bei beschädigten Autos wird in Polen nämlich ein Gutachten fällig. Suche dir rechtzeitig einen Übersetzer, denn die erforderlichen Dokumente müssen meist in der Landessprache vorgelegt werden. Wenn du ganz auf Nummer sicher gehen willst, hole eine Rechtsberatung ein.
Auto außerhalb der EU verkaufen
Wenn du dein Auto in ein Land verkaufst, das nicht zur EU gehört, brauchst du als Erstes eine Genehmigung zur Ausfuhr. Die bekommst du beim Bundesamt für Umwelt und Ausfuhrkontrolle.
Die EORI-Nummer
Beantrage als Nächstes beim Zollamt eine EORI-Nummer (Economic Operators Registration and Identification). Damit lässt sich das Auto international registrieren und identifizieren. Du benötigst dazu: eine Angabe zur Art des Transports, eine Kopie der Exportrechnung, eine Kopie des Fahrzeugbriefs und den Namen des Grenzzollamtes, bei dem das Fahrzeug die EU verlässt.
Ist deine Anmeldung erfolgreich geprüft, erhältst du eine Movement Reference Number (MRN). Beim letzten EU-Grenzzollamt wird die Anmeldung gestempelt. Bewahre dieses Dokument gut fürs Finanzamt auf.
Mach dich zur Sicherheit über die aktuellen Zollbestimmungen schlau. Schau dazu als Erstes auf der deutschen Zoll-Website nach. Informiere dich bei dieser Gelegenheit, ob du eine schriftliche Zollanmeldung abgeben musst. In Deutschland funktioniert das elektronisch. Neben der EORI-Nummer brauchst du dafür ein ELSTER-Zertifikat – das kennst du vielleicht von der Steuererklärung.
Wenn dir das alles zu viel ist, kannst du dich auch von einem Spediteur oder sogenannten Zolldeklaranten beraten lassen. Diesen kannst du – wenn du willst – die komplette Zollanmeldung überlassen.
Ganz wichtig: der Kaufvertrag
Ob Verkauf innerhalb oder außerhalb der EU: Ein schriftlicher Kaufvertrag ist elementar, um dich als Verkäufer abzusichern.
Pflichtinhalte:
- Ausweisnummer des Käufers
- Vollständige Namen und Adressen von Käufer und Verkäufer
- Datum und Ort der Übergabe (die Uhrzeit ergänzt du direkt bei der Übergabe)
Erwähne im Vertrag auch den Satz „Der Verkauf erfolgt unter Ausschluss jeglicher Sachmängelhaftung.“ So stellst du sicher, dass dein Käufer für eventuelle Reparaturkosten selbst aufkommen muss. Achtung: Dieser Satz ist nur zulässig, wenn du als privater Verkäufer auftrittst, nicht als Händler.
Strategische Tipps für bestimmte Fahrzeugtypen
Auf bestimmten Fahrzeugtypen bleibst du in einem Land sitzen – in einem anderen sind sie stark gefragt und gut bezahlt.
Hier eine Auswahl, die du mit deinem Auto abgleichen kannst:
- Ältere Diesel gehen besonders gut in Afrika und Osteuropa.
- TÜV-Durchfallkandidaten haben in Ländern eine Chance, in denen die Prüfungen nicht so streng sind.
- Hochwertige Marken wie Audi, BMW oder Mercedes-Benz sind auf der ganzen Welt beliebt. Im Ausland blättert man dafür in der Regel sogar mehr Geld hin als bei uns.
- Geländewagen und SUVs sind gerade in Entwicklungsländern und/oder in bergigen bzw. ländlichen Regionen gefragt.
- Autos mit toller Klimaanlage verkaufst du am besten in heiße Regionen.
- Leistungsstarke bzw. besonders effiziente Heizungssysteme sind natürlich im kalten Teil der Welt heiß begehrt.
Auto ins Ausland verkaufen: Schritt für Schritt
Halte dich an die folgenden Schritte, um den Verkauf erfolgreich abzuwickeln:
Schritt 1: Vorbereitung des Fahrzeugs
Als Erstes steht die technische Prüfung. Motor, Getriebe, Fahrwerk, Lenkung und Bremsen sollten auf jeden Fall gecheckt werden. Lass das am besten von einer Kfz-Werkstatt bzw. von einem zertifizierten Mechatroniker machen. Danach hast du eine gute Entscheidungsbasis, ob und was du vor dem Verkauf reparieren lassen möchtest.
Als Nächstes solltest du den Wert ermitteln – und zwar den Wert deines Autos im Zielland. Oder eben zum Vergleich in verschiedenen Ländern. Dazu kannst du kostenlose Online-Plattformen nutzen oder lokale Online-Marktplätze in anderen Ländern googeln.
Sicher findest du dort Fahrzeuge mit vergleichbarem Modell, Alter, Ausstattung und Kilometerstand. Du kannst dir auch eine Expertenmeinung eines Autohändlers einholen – am besten von einem, dessen Autohaus weltweit vernetzt ist.
Dann steht die Fahrzeugreinigung an. Eine gründliche Reinigung außen und innen ist auch beim Verkauf ins Ausland angesagt. Danach kannst du noch ein paar schöne Fotos machen.
Schließlich geht es an die Erstellung einer ansprechenden Verkaufsanzeige.
Schritt 2: Käufer finden
Um Interessenten im Ausland anzusprechen, hast du verschiedene Möglichkeiten:
- Internationale Online-Marktplätze nutzen, die auf den Export von Autos ins Ausland spezialisiert sind.
- In Online-Portalen deiner Zielländer inserieren.
- Spezielle Exporthändler für den Verkauf außerhalb der EU googeln und ansprechen.
Schritt 3: Dokumente und Rechtliches
Sobald deine Anzeige geschaltet ist, fang gleich damit an, die notwendigen Dokumente rund ums Auto zusammenzustellen. Dazu gehören:
- Zulassungsbescheinigung Teil I (Fahrzeugschein)
- Zulassungsbescheinigung Teil II (Fahrzeugbrief)
- TÜV-Prüfbericht(e)
- Ausfuhr- oder Kurzzeitkennzeichen
- Gültige Kfz-Haftpflichtversicherung
- Personalausweis oder Reisepass
Haftungsausschluss und Rücktrittsrechte
Einen Haftungsausschluss darfst du als Privatverkäufer in den Kaufvertrag einbauen. Er wird allerdings unwirksam, wenn dein Fahrzeug bei Verkauf schon dir bekannte Mängel hat, die du aber verschweigst.
In zahlreichen Ländern gibt es Gesetze, die dem Käufer erlauben, vom Kauf zurückzutreten, wenn er am Fahrzeug später Mängel entdeckt. Meist läuft das Rücktrittsrecht nach einer bestimmten Frist ab. Informiere dich darüber und halte diese Informationen auch im Kaufvertrag fest.
Mehrwertsteuer – ja oder nein?
Finde als Nächstes heraus, ob Umsatzsteuer bzw. Mehrwertsteuer fällig wird. Kurz und knapp: Der Verkauf eines Gebrauchtwagens ist in der Regel steuerfrei. Außerhalb der EU musst du dafür allerdings einen Beleg für die Ausfuhr nachweisen.
Handelt es sich aber um einen Neuwagen, muss der Käufer an seinem Wohnsitz Mehrwertsteuer abführen. Mach dich auch schlau über Zollvorschriften und Einfuhrbestimmungen innerhalb und außerhalb der EU.
Schritt 4: Abmeldung des Fahrzeugs
Wenn dein Fahrzeug für den Verkauf vorbereitet ist, steht als Nächstes die Abmeldung bei der Zulassungsstelle an. Erledige das in deinem Interesse noch vor dem Verkauf. Damit stellst du sicher, dass du für dein Ex-Auto keine Steuern und Versicherungen mehr zahlst und auch nicht für Strafzettel oder Unfälle deines Nachfolgers aufkommen musst.
Schritt 5: Verkauf abwickeln
Wenn du einen guten Preis für dein Auto angeboten bekommst, erstelle und unterzeichne den Kaufvertrag. Sende ihn dann zur Unterschrift an den Käufer. Definiere dabei deine bevorzugte Zahlungsmethode und fordere vom Käufer eine Kopie seines Ausweises oder kopiere ihn selbst.
Ein abgemeldetes Auto darf nicht in der Öffentlichkeit bewegt oder abgestellt werden. Besorge dir für die Überführung Ausfuhr- oder Kurzzeitkennzeichen. Der Unterschied: Während das Ausfuhrkennzeichen überall anerkannt wird und mindestens 15 Tage gültig ist, wird das Kurzzeitkennzeichen nicht in allen Ländern akzeptiert und gilt nur fünf Tage. Für beide Arten von Kennzeichen brauchst du TÜV und mindestens 33 Euro.
Besprich und organisiere die Übergabe des Fahrzeugs. Holt der Käufer es direkt bei dir ab? Bringst du es an den Zielort – und verbindest dies vielleicht mit einem Urlaub? Beauftragst du eine Spedition? Wenn ja, wer soll für die Kosten aufkommen?
Gib Betrügern keine Chance!
Wie überall, so gibt es auch beim Autoverkauf nicht nur gute Menschen. Hier haben wir noch ein paar wichtige Tipps für dich, damit dein Autoverkauf ins Ausland ein Rundum-Sorglos-Erlebnis wird, ohne häufige Betrugsmaschen:
- Versende niemals persönliche Daten oder Dokumente wie IBAN, Zulassungsbescheinigung oder Führerschein.
- Exporthändler will Probe fahren? Da solltest du aufpassen. Fahre auf jeden Fall mit und lass dir vorher den Führerschein zeigen.
- Lass dich nicht unter (Zeit-)Druck setzen. Wenn dir jemand einen Kaufvertrag zuschickt, den du so schnell wie möglich unterschreiben sollst, ist meistens etwas faul.
- Keine Schecks! Wenn ein Interessent die Bezahlung mit Scheck bevorzugt, ist der meistens nicht gedeckt. Lass dich am besten immer bar bezahlen.